Feinstoffliche Anatomie

Annika hat das Inner Flow Yoga Teacher Training 2018 bei der Yogabande in Hannover absolviert. Alle abgebildeten Abschluss- und Hausarbeiten im Spiritainment sind, wie auch diese, im Rahmen von Inner Flow Ausbildungen entstanden. Sie sind weiter geistiges Eigentum der Autor*innen und werden mit deren freundlicher Genehmigung hier veröffentlicht.
Inhalt

September 2018

1. Einleitung

Travel light, live light, spread the light, be the light. Yogi Bhajan

Alles im Universum ist Licht. Licht ist Energie. Energie ist eine Information, die sich bewegt und damit eine Frequenz und eine Geschwindigkeit aufweist [2].

Meine innere Motivation für diese Hausarbeit ist die pure Tatsache, dass Menschen so oft an den rein messbaren Wissenschaften und Dingen verhaftet sind und dass oftmals Messergebnissen und Laborberichten eine nahezu gottgleiche Wahrhaftigkeit und Endgültigkeit zugesprochen wird. Yoga ist für mich persönlich wie ein großes Lexikon für das Wissen, welches nicht mit aktuellen wissenschaftlichen Methoden messbar und doch im Raum vorhanden ist.

Viele alte Kulturen, Schriften und Philosophien basieren auf Wissen und Natur-Prinzipien, welche heutzutage erst nach und nach, in unendlich kleinen Schritten mit modernster Technik (bspw. am CERN, am Paranel-Observatorium, am MIT oder der Amundsen-Scott-Station) erneut nachgewiesen und „wieder“ entdeckt werden. Wir Menschen sind elektromagnetische Wesen und nehmen die universelle Energie in jeder Sekunde auf und geben auch Energie in das Universum ab. Wir sind Sender und Empfänger gleichermaßen [mündl. nach Tegbir Singh, 2018].

Im Rahmen dieser Hausarbeit möchte ich einen Überblick über die sogenannte feinstoffliche Anatomie unseres Körpers geben. Dabei folgt nach einer allgemeinen Einleitung in die Systematik ein Überblick über die Systeme verschiedener Lehren. Ich werde hier teils die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Systeme herausarbeiten, denn letztendlich gilt auch hier die Analogie, dass eine Oder-Frage mit ja beantwortet werden kann [mündl. nach Uli Schuchart, 2018]. Die Aussage oder die reine Wahrheit ohne Ego kann stets nur so nah an Brahman sein, wie derjenige, der dies wahrnehmen kann.

Zum Abschluss folgt ein Einblick in die Wirkungsweise der yogischen Praxis auf die feinstoffliche Anatomie unseres Körpers. Anhand von einigen Beispielen aus der Übungspraxis werde ich auf die energetische Arbeit eingehen, welche das System im Fluss hält und es der feinstofflichen Energie erlaubt, im körperlichen System zu wirken und wie wir diese mit unserer achtsamen Yoga-Praxis unterstützen können.

Go with the flow!

2. Was ist feinstoffliche Anatomie

Anatomie bezieht sich auf die grobstoffliche Hülle oder auf die materielle Energie und ist die Lehre vom Aufbau und von der Struktur des Körpers [3]. Sie benennt damit die Knochen, Gewebe, Organe und deren Anordnung zueinander.

In der feinstofflichen Anatomie bewegt man sich fachlich auf der feinstofflichen Ebene im menschlichen Körper oder auch im sogenannten feinstofflichen Körper, dem Sukshma Sharira [2] und [8]. Hierzu sei im Folgenden das System der Panchakoshas – drei Körper und fünf Hüllen erklärt. Der Mensch wird in der indischen Geistesphilosophie als ein mehrdimensionales Wesen angesehen [3]. Dabei wird der Körper in den grobstofflichen Körper (Sthula Sharira), den feinstofflichen Körper (Sukshma Sharira) und den Ursachenkörper (Karana Sharira) unterteilt [8]. Diese drei Shariras werden aus insgesamt fünf Hüllen aufgebaut, den sogenannten Koshas, welche um Atman ´liegen´ und diese ver-/einhüllen.

Der grobstoffliche Körper bezeichnet dabei den physischen Körper, der aus Nahrung gemacht ist und von den fünf physischen Elementen gebildet wird [8]: Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Dieser Sharira wird auch als Annamaya Kosha bezeichnet. Dann setzt sich unser Körper weiter aus zwei sogenannten feinstofflichen Lichtkörpern zusammen. Da ist einerseits der feinstoffliche Körper, Sukshma Sharira, welcher von drei Koshas gebildet wird, die sich aus 19 Elementen zusammensetzen [8]:

Pranamaya Kosha – die Hülle, der die Chakren zugeordnet werden und in der das Prana/Chi, die Lebensenergie, durch die unzähligen (man ´munkelt´ es seien 72.000) Naadis, zirkuliert. Die fünf Organe der Handlung (Karma Indriyas) werden dieser Kosha zugeordnet. Ebenso wie die fünf Vayus [8].

Manomaya Kosha – die Gefühlshülle, in der alle Emotionen liegen. Die fünf Wahrnehmungsorgane oder Organe des Wissens (Jnana Indriyas) sind dieser Kosha zugeordnet.

Vijnanamaya Kosha – die Geisthülle, welche sich aus den vier Teilen des Antahkarana – der Psyche oder des „inneren Instruments“: das Denken (Manas), das Unterbewusstsein (Chitta), der analysierende Intellekt (Buddhi) und das Ich- Bewusstsein/ Ego (Ahankara) – zusammensetzt [8]. Der Moment in dem sich das Einheitsbewusstsein in das Vielbewusstsein auflöst.

Der zweite feinstoffliche Lichtkörper des Menschen wird als sogenannter Ursachenkörper, Karana Sharira, bezeichnet und wird von einer Hülle gebildet: Anandamaya Kosha, die aus Wonne gemachte Hülle. In dieser Kosha wird Atman, die Seele, beherbergt. Hier, so wird es energetisch angenommen, ist auch das Karma enthalten.

 Abb.1 Panchakosha (verändert)
 Abb.1 Panchakosha (verändert)

Um die Feinstofflichkeit an sich zu erklären sei noch etwas zur Energie gesagt. Denn alles im Universum ist Energie. Energie schwingt und so sind unterschiedliche Techniken im Prinzip das gleiche: nämlich Energiearbeit. Auch Yoga ist Energiearbeit – jedoch arbeiten die unterschiedlichen Techniken auf verschiedenen Schwingungs- und Frequenzebenen. Energie kann [2] in zwei Kategorien eingeteilt werden.

Materielle Energie bewegt sich langsamer als Licht und ruft Gravitation hervor, was auch bedeutet, dass Menschen sie sehen können [2].

Feinstoffliche Energie durchdringt die Materie, also die materielle Energie. Nach  der heute erforschten und allgemein angewandten Physik ist feinstoffliche Energie nicht mit existierenden Messinstrumenten zu erfassen – sie ist reine Energie und bewegt sich schneller als Lichtgeschwindigkeit.

Feinstoffliche Energien wirken in anderen Ebenen, in anderen Raumzeiten, als die materielle Energie. Gemäß der Quantenphysik existiert die Annahme, dass feinstoffliche Energie zeitgleich in mehreren Ebenen existiert und daher die Raum-Zeit Gesetze nicht anwendbar sind. So können feinstoffliche Energien an mind. zwei Orten zugleich sein.

In der Vergangenheit haben die traditionellen Naturwissenschaften ihren Ursprung in der feinstofflichen Energie [2]. Die geschulte Wahrnehmung und das – für einige – erst neu zu entdeckende Vertrauen in das körpereigene Wissen in dieser Inkarnation ist (aus Platzmangel) nicht Thema dieser Hausarbeit. Ich kann aus eigener jahrelanger Praxis nur jedem Leser ans Herz legen, mit kindlicher Neugier und aus seinem Herzen heraus zu erforschen und antrainierte Denk- und Wahrnehmungsmuster zu beleuchten. Wir sind elektromagnetische Wesen und jeder einzelne von uns ist in der Lage, dies wahr zu nehmen, doch dabei ist es oftmals eine Frage ob wir dem antrainierten Verstand oder dem Urwissen in uns das Zepter in die Hand geben.

Für das Verständnis der feinstofflichen Anatomie, also die Anatomie/ die Struktur der Energien im Körper sind Erläuterungen notwendig. Im Folgenden erkläre ich die Begriffe Naadis, Chakren und Granthis näher:

Naadis

Die Naadis sind die Kanäle oder „Autobahnen“ (auch als Strom aus Licht bezeichnet [5]) der feinstofflichen Energie. In den yogischen und ayurvedischen Lehren wird von 72.000 Naadis gesprochen, die im menschlichen Körper vorhanden sind. Man könnte auch sagen: ganz ganz viele [mündl. nach Brahmaswarup, 2018]. Das Zentrum ist, nach der klassischen Lehre, der Kanda Punkt. Dieser liegt zwischen dem Steißbein und den Geschlechtsorganen in der Nähe des Muladhara Chakra [6].

In der Kundalini Lehre nach Yogi Bhajan wird vom Nabelpunkt (dieser liegt drei Fingerbreit unter unserem anatomischen Nabel) als dem Zentrum oder auch dem „Ort“ gesprochen, in dem alle 72.000 Naadis zusammen laufen. Unter anderem gründet auf diesem Wissen die Aussage nach Yogi Bhajan, dass es so wichtig sei ein starkes Nabelzentrum zu ´besitzen´ (vgl. [4], S. 20).

Die Yoga Lehre basiert mit der Darstellung ihres Systems darauf, dass es zwei Hauptnaadis gibt:

Ida – Träger der Mondenergie, weiblich, auf der linken Körperseite

Pingala – Träger der Sonnenergie, männlich, auf der rechten Körperseite

Die Naadis entsprechen den Meridianen der chinesischen Medizin, es handelt sich also um die identische Struktur in einem anderen historischen und kulturellen Kontext betrachtet (vgl. [4], S. 20). Die Meridiane stehen dabei in Verbindung mit Akupunkturpunkten und den inneren Organen [4], [7] und [8].

Naadis sind verbildlicht wie ein System aus Wassergräben zu verstehen: Wenn irgendwo ein Engpass/Damm entsteht, kommt es zum Stau [4]. Durch die Aufnahme von Prana/ Chi/ Lebensenergie, das Praktizieren von Asanas und Meditation öffnen wir die Naadis. Durch das Fließen des Prana im Körper durchspülen wir die Energiebahnen und die Energie kann wieder frei durch unser System fließen.

Chakren

Wenn sich zwei Naadis kreuzen entsteht ein Chakra, ein sogenannter Energiewirbel oder auch ein Energierad [3], daher lässt sich bei 72.000 Naadis auch die wirkliche Zahl der Chakren schwer definieren (wissenschaftlich betrachtet sollte man hier vielleicht von unendlich vielen Naadis ausgehen).

Die beiden Hauptnaadis, Ida und Pingala, welche sich um die Wirbelsäule schlängeln, haben sieben Kreuzungspunkte, an welchen die sieben Hauptchakren entstehen. Die Chakren werden der Pranamayakosha, der Energiehülle, zugeordnet. Diese Energietrichter/Räder werden auch gerne als Schwingungsbänder aus Licht beschrieben, die vorne und hinten aus dem Körper strahlen [1] und [2]. Menschen mit besonders feiner natürlicher oder auch geschulter/antrainierter Wahrnehmung können diese spüren/sehen/fühlen. Oftmals werden Sie als trichterförmige Wirbel beschrieben [1] und [2]. In den traditionellen Zeichnungen werden Sie als Lotusblüte dargestellt, wobei jedes Chakra eine spezifische Anzahl an Blütenblättern und eine Farbe aufweist [2] und [7]. Der Lotus symbolisiert dabei die drei Stadien, die jeder Yogi durchschreitet: Ignoranz/ Unwissen, Bestreben und die Erleuchtung [7] . Er beschreibt den spirituellen Pfad vom tiefsten Seinspunkt hin zum geistigen Erwachen [7].

Die Energie unseres Körpers steht dabei immer in Resonanz/Wechselwirkung mit dem Aurafeld und den Schichten aus Energie um unseren Körper [2], aber auch mit der Energie in unserem Umfeld, wodurch der Satz „wie innen so außen“ nochmal eine ganz andere, tiefere Fürsorge und Qualität für das eigene Leben bekommt.

Die Farben der Chakren orientieren sich an den Schwingungsfrequenzen. Dabei gilt die Faustregel, je tiefer, desto langsamer (im Infrarotspektrum) schwingt ein Chakra und je höher im Körper, desto schneller (im Ultraviolettbereich) ist die Schwingung. Wissenschaftlich „sichtbar“ gemacht wurde diese jahrhundertealte Darstellung mit Hilfe von Bildgebenden Verfahren wie bspw. eines Elektromyografen, Sonogramm-Frequenzanalysen, etc. (vgl. [2]). Im Zuge einiger Studien an der University of California von Dr. Valerie Hunt oder der lebenslangen Arbeit von Dr. Hiroshi Motoyama konnten Nachweise zu den Hz Angaben der Lichtschwingungen der Chakren wissenschaftlich belegbar gemessen werden und damit die Angaben der metaphysischen Literatur bestätigen (vgl. [2]).

 Abb.2 Übersicht über die Chakren Symbole und Farben
 Abb.2 Übersicht über die Chakren Symbole und Farben

Es gibt verschiedene Systeme/Lehren, die mit unterschiedlichen Anzahlen von Haupt-Chakren arbeiten. Die sieben Hauptchakren in der yogischen Lehre entsprechen dabei den Kreuzungen der beiden Hauptnaadis (vgl. S. 329 [2]) und [3]. Es entstehen die folgenden Chakren (von unten nach oben benannt): Muladhara, Svadhistana, Manipura, Anahata, Visuddha, Ajna, Sahasrara. Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen sei für ausführliche und detaillierte Beschreibungen sowie Informationen zu den Chakren auf die Quellen [2] und [4] verwiesen. Dabei strahlen das Muladhara (nach unten) und das Sahasrara Chakra (nach oben) jeweils nur in eine Richtung aus, die weiteren fünf Chakren strahlen jeweils an der Körpervorder- und der Körperrückseite aus dem physischen Körper [2]. In der yogischen Lehre wird hier nicht zwischen vorder- und rückseitiger Energie unterschieden. Jedoch fällt es den Menschen oftmals leichter, die körpervorderseitige Entsprechung der Chakren zu visualisieren.

Stephen Co (dieser lehrt das Prana System, welches auf der Arbeit des chinesisch-philippinischen Großmeisters Choa Kok Sui basiert) spricht von insgesamt 14 Hauptchakren (vergl. S.31 ff [1]), wobei seine Systematik auf 11 Hauptchakren beruht. Drei davon (Herz, Solarplexus und das Milzchakra) strahlen je nach vorne und hinten aus dem physischen Körper hinaus. Er unterscheidet damit in seiner Aufzählung klar die Strahlrichtung der Chakren.

Cindy Dale arbeitet mit dem 7 Chakra System aus dem Yoga und hat für ihre Arbeit noch fünf weitere Chakren definiert, die sie in ihrer jahrelangen Arbeit gespürt hat und sie daher fest in ihr System einbezogen hat. So spricht sie stets von einem 12 Chakren System. Die fünf zusätzlichen Chakren sind außerhalb des Körpers zu finden. Zusätzlich spricht Dale in Ihren Werken von einem sogenannten Energieei. Das Energieei umgibt die 12 Chakren und die Aurabänder des Körpers und kann laut Dale als übergeordnetes elektromagnetisches Feld wahrgenommen werden [2].

Im Kundalini Yoga wird von insgesamt acht Chakren gesprochen. Dabei basiert die Lehre nach Yogi Bhajan auf den allgemein bekannten „yogischen“ sieben Hauptchakren und der Aura als achtes Chakra [4]. Wobei die Aura in der Kundalini Lehre auch der siebte der zehn Lichtkörper des Menschen ist. So lehrt Yogi Bhajan, dass die Aura bis zu drei Meter außerhalb des physischen Körpers wahrgenommen werden kann (vgl. [4] S. 17ff.).

Wenn man Ida und Pingala als Prinzip versteht, von männlich und weiblich, Ha und Tha, Sonne und Mond, Ying und Yang und diese Prinzipien im menschlichen Körper in Einklang gebracht werden, dann öffnet sich auf energetischer/feinstofflicher Ebene Susumna. Susumna Naadi ist die Energiebahn mittig der Wirbelsäule, in der die Kundalini Energie aufsteigen kann. Durch den Aufstieg wird der Geist weit, die Energie dehnt sich aus und der Mensch kann eine spirituelle Erfahrung machen.

Granthis

Im Prinzip des Aufstiegs der Kundalinienergie durch die Susumna werden drei Granthis (Sicherungstore) benannt. Erst wenn der Mensch stark an seiner spirituellen und körperlichen Praxis gearbeitet hat, ist die Kundalinienergie in der Lage, diese „Engstellen“ zu passieren und weiter aufzusteigen. Wie die geringe körperliche Flexibilität mancher Menschen sind auch diese Granthis als ein Schutzmechanismus des Körpers zu sehen. Granthis basieren dabei vor allem auf gestauten/ nicht verarbeiteten Emotionen und Traumata oder auch auf karmischen Energien, welche durch Atman in diese Inkarnation mitgebracht wurden.

Es gibt drei Granthis (dabei unterscheiden sich die Quellen, ob die Sperren in oder über den genannten Chakren liegen, nach [2] liegen die Sperren/Energieverschlüsse (keine Bandhas) in den Chakren. [10] wiederum lokalisiert diese oberhalb der Chakren. Im Folgenden wird daher nur auf das jeweilige Chakra zur Lokalisation verwiesen):

Brahma Granthi (Muladhara Chakra) kann bereits durch die Erweckung der Kundalinienergie geöffnet werden [6]. Ist Brahma-Granthi geöffnet, so wird die feinstoffliche Wahrnehmung deutlich erhöht und Chakren, Aura und das Prana sind wahrnehmbar und erfassbar [10].

Vishnu Granthi (Anahata Chakra) ist nach der Öffnung geprägt durch„ein Grundempfinden von kosmischer Liebe, Freude, Hingabe und der Wunsch zu geben, zu dienen.“ [10]

Rudra Granthi (Ajna Chakra) kann erst durch die Auflösung des Ego gelöst werden. Das Göttliche ist dann in allem wahrzunehmen. [10] sagt zum Rudra- Granthi: Dieses steht für den Übergang von der kausalen Ebene zur Ebene von Brahman beziehungsweise von Shiva, dem reinen unmanifesten Bewusstsein.

Exkurs: Zehn Lichtkörper

Im Kundalini Yoga nach Yogi Bhajan werden die zehn Körper gelehrt. Dem menschlichen Körper werden hiernach insgesamt zehn sogenannte Lichtkörper zugeordnet.

Die Zuordnung zu den Koshas ist in fetter Schrift dargestellt.

Seele Atman

Negativer Mind Manomayakosha: nicht negativ im Sinne von schlecht, sondern als Warnungsmelder, als Beschützer, als Bodyguard wenn das Ego zu stark handelt oder die Führung übernimmt, kann ein ausbalancierter negativer Mind uns warnen.

Positiver Mind Manomayakosha: Wenn dieser in Balance ist, hat der Mensch die Chancen und Möglichkeiten, in jedem Moment wahrzunehmen und ist dabei bereit die Risiken zu betrachten und in Aktion zu treten, um die eigenen Ziele zu erreichen.

Neutraler Mind Manomayakosha: Wenn der neutrale Mind in Balance ist, dann ist er sozusagen im „sattwischen“ Zustand, ausbalanciert zwischen „gut“ und „schlecht“ (vgl. S.18 [4]) und bringt uns Menschen stärker in Verbindung mit uns selbst.

Physischer Körper Anamayakosha: wird umhüllt von der Bogenlinie, der Aura und dem Strahlungskörper.

Bogenlinie Vijnanamayakosha: erhebt sich über den Kopf, reicht von Ohr zu Ohr. Bei Frauen gibt es noch eine zweite Linie auf Brusthöhe vor dem Körper.

Aura Körper Pranamayakosha: das elektromagnetische Feld, welches den Körper umhüllt.

Prana Körper Pranamayakosha: ist der Träger der physischen Lebenskraft. Der Pranakörper umhüllt den physischen Körper und durchdringt diesen ebenso.

Subtilkörper Vijnanamayakosha: ist ebenso wie die Seele unsterblich und dient dieser als Transportmittel bei der Inkarnation.

Strahlungskörper Vijnanamayakosha: energetisch enthält dieser alle anderen Lichtkörper und beschützt diese in der Welt.

nach [4], [8] und [9]

3. Wirkungsweise von Yoga auf unsere feinstoffliche Anatomie

In der Yoga Praxis (wollen wir dies hier einmal als das Halten bzw. Praktizieren der Asanas definieren) arbeitet unser Körper neben der physischen Ebene auch auf der feinstofflichen/energetischen Ebene. Nach den Yoga Sutras von Patanjali, Vers 1.2 chitta vritti nirodhaha ist Yoga das zur-Ruhe-bringen des Geistes. Über die Praxis wird das System gereinigt, harmonisiert (ein sattwischer Zustand wird hier stets angestrebt) und energetisiert [3]. Durch die Energetisierung und die Ruhe des Geistes dehnt sich unser Energiekörper aus, es entsteht Befreiung und wir können eine spirituelle Erfahrung machen.

Mit der Yoga Praxis unterstützen wir diese Energiearbeit unseres Körpers und reinigen mit jeder Praxiseinheit unsere Energiehülle. Dabei stehen die Chakren in stetigem Austausch mit unserem Annamayakosha und den Energien um uns herum. Durch die Dehnung unseres faszialen Gewebes und die Aufnahme von Prana (der Atem leitet die Bewegung im Yoga ein und nicht umgekehrt [nach Rajeshwari 2018]) unterstützen wir den reinigenden Fluss von Energie durch unser System. Denn durch die Aufnahme von Prana in unser System nimmt der Sukshma Sharira frische, neue Energie auf und gibt Energie mit dem Ausatmen ab. So kann der Atem als ein Bindeglied zwischen dem grob- und dem feinstofflichen Körper gesehen werden – die gerichteten Energien im Körper werden auch als Vayus `Winde` bezeichnet (vgl. hierzu ausführlich [3]). Und wie unsere Atembewegungen, Verdauung und einige andere großartige Funktionen läuft das ganz nebenbei/unbewusst in unserem Körper/System ab – Stichwort vegetatives Nervensystem (vgl. [3]). Denn wenn die Energie frei im Körper fließt ist der Körper gesund und kleinere Blockaden können kompensiert bzw. aus dem System selbst heraus aufgelöst werden. Bis zu einer gewissen Beeinträchtigung funktioniert dies.

Ist der Körper stark gefordert und der Einsatz benötigt mehr Energie oder Flexibilität als auf feinstofflicher Ebene vorhanden, so äußert sich dies in Blockaden, sei es auf emotionaler oder energetischer Ebene. Solche Blockaden/Staus können sich über kleinere körperliche Anzeichen in der Annamayakosha „bemerkbar“ machen – vgl. Abb.3 und bspw. können auch Empfindungen wie sich gestresst fühlen, Schwindel, „genervt sein“ Hinweise auf unterversorgte, schwache und nicht ausreichend durchflutete/aktivierte Chakren sein.

Chakra
Qualität Energetischer Mangel
Muladhara 1 geerdet, Sicherheit, Stabilität Angst, geringer Widerstand, nicht auf sich selbst achtend
Svadhisthana 2 Kreativität, verantwortungsvolle Beziehungen Schuld, „steife“ Gefühle
Manipura 3 Selbstwertschätzung, innere Balance geringe Flexibilität im Alltag, Habgier
Anahata 4 Leidenschaft, Vergebung, Liebe Verschlossenheit, Abhängig von Liebe anderer, Ego
Vishuddha 5 Wahrheit, Kommunikation, Selbstausdruck schüchtern, geringer Ausdruck, Angst vor Meinungen anderer
Ajna 6 Intuition, Phantasie Depression, Ablehnung von Spiritualität
Sahasrara 7 Verbindung zum höheren Selbst Angst vor dem Tod

Abb.3 Eigenschaftenübersicht der Chakren

Nadi Shodana ist eine reinigende Pranayama. Mit Hilfe dieser Übung sollen die Nadis aktiviert werden, um das Prana besser durch den Körper fließen zu lassen. Es folgt ein Ausgleich von Ida und Pingala. Körperlich wird auch die Lungenkapazität erhöht. Die Systeme des Körpers werden durch diese Atmung harmonisiert und wieder in Einklang gebracht. Das rechte Nasenloch wird dabei der Sonne und damit der männlichen Energie zugeordnet. Das linke Nasenloch steht für die Mond- oder auch die weibliche Energie. Emotionale Ungleichgewichte können mit der Praxis von Nadi Shodana besser verarbeitet und in Stärke und Ausgeglichenheit gewandelt werden.

Das Beispiel welches mich persönlich sehr fasziniert hat ist die sogenannte Nahbi Kriya im Kundalini Yoga nach Yogi Bhajan. Eine Kriya, Übungsreihe, welche gezielt am Nabelpunkt arbeitet. Neben Muskelkater, in meiner persönlichen Erfahrung auf physischer Ebene, wirkt diese Kriya auf den Nabelpunkt ein, stärkt diesen und gilt daher im Kundalini Yoga als eine der grundlegenden Übungsreihen für mehr Klarheit und Entschlossenheit [nach Yogi Bhajan]. So wie sich eine starke physische Mitte stabil auf die Anatomie und eine stabile energetische Körpermitte auswirkt, so vermag ein stabiler Nabelpunkt das gleiche auf energetischer Ebene bewirken.

Kleiner Sicherheitshinweis: Wer diese Kriya länger praktiziert wird für seinen Freundes-kreis mitunter anstrengend, da man selbst aufhört nach eingefahrenen Reaktionsmustern zu handeln und dem körpereigenen Wissen im Alltag folgt.

Im Hatha/Vinyasa Yoga wird von einer gezielten Aktivierung des Agni Sara, dem Verdauungsfeuer, gesprochen, welches positiv auf unsere Verdauung/Verbrennung und auf unser feinstoffliches Energiesystem wirkt. Ein aktiviertes Nabelzentrum, in welches über eine bewusste Pranaatmung (tiefe Bauchatmung [1]) frische Energie gelenkt wird, ist wie ein Sturm durch die Naadis, welcher an den Ablagerungen und Blockaden in den Naadis arbeitet. Nicht jedes Mal werden alle Blockaden gelöst, sondern eine regelmäßige Yoga Praxis unterstützt langfristig ein Harmonisieren/Aufräumen der Naadis. Man könnte jetzt an dieser Stelle eine Allegorie zu den Niyamas, genauer zu Saucha (Reinheit), ziehen. Doch da mir nur +/- 10 Seiten zu Verfügung stehen, belasse ich es bei einem Hinweis für den Leser.

Durch eine regelmäßige Yoga Praxis können wir unser energetisches System unterstützen. Im Folgenden gibt es eine kleine Übersicht zum direkten Ansprechen in der körperlichen Praxis für jedes der sieben Chakren [7]. Jedem interessierten Geist kann ich hier das Buch von Christine Ranzinger (Quelle 5) empfehlen und natürlich eines der Standardwerke, die von mir für diese Arbeit verwendete Quelle 7. Bei 8 Mio. Asanas kann man die folgende Liste sicher noch umfangreich ausbauen.

Muladhara

Pada Prasar Paschimottasana – sitzende Vorwärtsbeuge mit gegrätschten Beinen, Kopf wird zum Knie geneigt und die Arme hinter dem Rücken nach oben gestreckt, die Hände sind im Venus-Lock.

Svadisthana

Padahastasana – stehende Vorwärtsbeuge mit den Händen am Boden abgelegt [7]

Sphinx Asana

Marjari-Asana – Katze-Kuh, wird den Asanas zugeordnet, die auf den Vajra Naadi wirken und dieser bringt die Sexualenergie in Balance.

Bhujangasana – Kobra

Manipura

Trikonasana – Dreieck

Dhanurasana – der Bogen spricht die Chakras 3, 4, 5 und 6 an, wobei er eine besonders starke Wirkung auf das Manipura Chakra besitzt.

Mayurasana – Pfau

Chakrasana –  Rad, ist beispielsweise eine Asana, in der der Bauch über dem Kopf und dem Herzen angeordnet ist. Der Bauch ist unser größtes Wissenszentrum. Diese Asana sollte nicht von Anfängern praktiziert werden, da sie einen starken energetischen Effekt auf den Körper hat [7].

Anahata

Anahatasana – Kniender Hund

Kandharasana – Schulterbrücke, gehört zur Gruppe der Asanas, die Pratyahara unterstützen, das Zurückziehen der Sinne.

Utthan Pristhasana – Eidechse

Pranamasana – Bergposition, mit Händen in Namasté vor dem Herzen! Je nach Quelle wird diese Asana dem Anahata oder dem Sahasrara Chakra zugeordnet

Vishuddha

Ushtrasana – Kamel, diese Asana sollte [7] immer von einer Vorwärtsbeuge gefolgt werden, um jegliche Spannung aus dem unteren Rücken zu nehmen.

Ardha Chandrasana – Halbmond, öffnet durch die Dehnung die Hals- und obere Brustregion. Wird diese Asana in den surja namskara (Sonnengruß) eingebaut, so wechselt die Bezeichnung auf chandra namaskara (Mondgruß) [7].

Ajna

Gomukhasana – Kuhgesicht, wird diese Asana über 10 Minuten gehalten, so reduziert sie Stress und Müdigkeit. Diese Asana wird der Gruppe zugeordnet, die für deutlich länger als ein paar Atemzüge gehalten werden sollten und so Pratyahara, das Zurückziehen der Sinne, als eine „Stufe“ der Ashtangas, unterstützt.

Ardha Matsenyendrasana – Drehsitz (Achtung, nicht der „normale“, der oft als Ausgleichshaltung am Ende der Stunde eingebaut wird)

Vrischikasana – Skorpion

Sahasrara

Moordhasana – gegrätschter Stand mit Vorbeuge, Ablegen des Scheitels auf der Erde

Sirshasana – Kopfstand, wird ebenso wie Moordhasana den erneuernden Asanas zugeordnet, welche die Vitalität steigern. Hilft das Gehirn gut zu durchbluten und Toxine aus dem Körper zu spülen.

All die Wirkungen, die hier beschrieben sind, haben nur dann Potenzial für das eigene System und können dieses nähren, wenn wir uns öffnen für die Dinge, die zwischen Himmel und Erde geschehen, ohne dass der Mensch sie im ersten Moment voll erfassen kann. Wenn wir uns aber hingeben in den Prozess des Universums und darauf vertrauen, dass wir unserer eigenen inneren Wahrheit folgen und offen sind für die Wunder des Universums, dann können sich Welten öffnen.

Sat Nam

4. Quellen- und Abbildungsverzeichnis

Bücher

[1] CO, Stephen & DR. ROBINS, Eric [2003]: Prana-Selbstheilung. 4. Auflage. Wilhelm Heyne Verlag München.

[2] DALE, Cyndi [2012]: Der Energiekörper des Menschen – Handbuch der Feinstofflichen Anatomie. 7. Auflage. Lotus Verlag – Random House.

[3] INNER FLOW TEACHER TRAINING [2018]: Skript. Yogabande. Nicht veröffentlicht.

[4] LUMPKIN, Nirmal (LMT) & KHALSA, JAPA Kaur (DOM) [2015] : Enlightenend Bodies – exploring physical & subtle human anatomy. Rev 3.16. Kundalini Research Institute.

[5] RANZINGER, Christine [2015]: Yin Yoga. 2. Auflage. Irisiana – Random House.

[6] SCHUCHART, Uli [2018]: Inner Flow Yoga Teacher Training I WE 2. Nicht veröffentlicht.

[7] SWAMI SATYANANDA SARASWATI (2008): Asana Pranayama Mudra Bandhas. Yoga Publications Trust, Bihar School of Yoga.

Internet

[8] wiki.yoga-yidya.de (25-08-2018)

[9] yoga-numerologie.de (25-08-2018)

[10] stevenblack.blog/2013/05/21/granthis-knoten/ (25-08-2018)

Abbildungsverzeichnis:

Abb.1: pinterest.de/pin/155444624613757555 (25-08-2018)

Abb.2: yogaeasy.de (25-08-2018)

Abb.3: Auszug aus dem Innerflow Teacher Training Skript 2018, Zusatzseite: Chakren: Qualität und Schattenqualität. Nicht veröffentlicht

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