„Die beste Weise, Furcht zu überwinden ist, sich mit Gleichmut dem auszusetzen, was wir fürchten“.
B.K.S. Iyengar in „Licht auf Yoga“ (1995)
Wenn wir in eine Umkehrhaltung kommen, scheint die Welt Kopf zu stehen. Während wir dieses umgekehrte und unbekannte Verhältnis zur Schwerkraft erleben, können uns sogar die einfachsten Bewegungen verwirren. Diese Veränderung der Perspektive und des neuromuskulären Gewahrseins gibt uns die Gelegenheit, unser Gefühl, ein Teil der Welt zu sein, weiter auszudehnen und gleichzeitig die Wirkung der Schwerkraft auf den Körper umzukehren. Nährstoffreiches Blut strömt ins Gehirn, der Geist wird klar, die Nerven ruhig und alles scheint stiller und wacher zugleich zu werden- eine anmutige Einladung zur Meditation.
Mit etwas Übung wird sogar die anfangs anspruchvollste Umkehrhaltung – Salamba Sirsasana (gestützter Kopfstand) – so stabil wie ihr Gegenstück Tadasana.
Ich habe diese Asana für mich gewählt, weil sie auf meinem bisherigen Yogaweg nicht nur die lehrreichste, sondern auch die herausforderndste war. Gleich zu Beginn WOLLTE ich unbedingt den Kopfstand beherrschen. Was passiert ist, liegt auf der Hand: Er beherrschte natürlich mich! Nach vielen Übungseinheiten, die von Misserfolgen geprägt waren, gab ich schließlich auf. Kurze Zeit später entdeckte ich den „Feet up“ für mich. Durch das unterstützte Üben bekam ich ein besseres Gefühl für diese Umkehrhaltung und auch mein Körper konnte langsam lernen was ich von ihm erwartete. Ein halbes Jahr später wurde ich in einer Yogastunde gefragt ob ich in den Kopfstand gehen wollte. Nach kurzem Zögern stellte ich mich der Situation und siehe da, ich kam wie von selbst in den Kopfstand ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden und blieb stehen. Von dem Moment an war das Eis zwischen uns gebrochen. Und ich lernte die sehr wichtige Lektion wie man durch Loslassen wachsen kann. Seitdem versuche ich diesen Schritt auch in meinem Alltagsleben immer wieder umzusetzen. Was mir natürlich mal besser und mal weniger gut gelingt.
Die Lektion die Shirshasana mir erteilt hat, ist für mich eine sehr bedeutsame und hat mir für viele Dinge die Augen geöffnet. Heute übe ich den Kopfstand immer noch sehr gerne, aber auch mit großem Respekt. Ich versuche ihn nicht mehr zu erzwingen, denn sobald ich das tue gelingt er mir nicht und so lerne ich jedes Mal wieder, dass ich dann loslassen muss, damit er mich beim nächsten mal wieder von alleine trägt. Er holt mich sozusagen immer wieder auf den Boden zurück. 😉
Körperliche Wirkung von Shirshasana
Shirshasana gilt wegen seiner Vielzahl an positiven Wirkungen als „König der Asanas“. Diese Umkehrhaltung ist eine der wirkungsvollsten und wohltuensten Stellungen für Körper und Geist. Durch die umgekehrte Schwerkrafteinwirkung entlastet er das Herz, unterstützt den Kreislauf und löst Spannungen im unteren Rücken. Regelmäßiges Üben beugt Rückenproblemen vor, steigert die Gedächnisleistung und erhöht Konzentration sowie Sinnesleistungen. Mut und Selbstvertrauen werden gefördert.
Im Kopfstand wird die Kopfhaut besser durchblutet als normal, wodurch sich Haarausfall und angeblich auch das Grau-Werden der Haare verringern lässt. Auch die Gesichtshaut wird mehr durchblutet und so erstrahlt das Gesicht nach der Übung zart und rosig. Dein ganzes System wird einmal auf den Kopf gestellt und so von negativen Eigenschaften befreit.
Die Klappen deiner Beinvenen werden entlastet, das aufgestaute Blut fließt mühelos Richtung Körpermitte und hilft so gegen Krampfadern. Der Darm wird von Verstopfungen befreit und gleichzeitig förderst du deinen Gleichgewichtssinn und deine Koordination. Du stärkst deine Schultermuskeln und trainierst deine Bauchmuskeln, denn ohne die, würdest du die Statik der Übung gar nicht halten können. Die umgedrehte Körperhaltung beim Kopfstand ist außerdem wohltuend für die Wirbelsäule und fördert deren ideale Ausrichtung. Gerade die Lendenwirbelsäule wird beim Kopfstand entlastet, was einem die Bandscheiben danken.
Kontraindikationen
So reichhaltig die guten Wirkungen des Kopfstandes auch sein mögen, es gibt doch ein paar Einschränkungen. Bei Nackenproblemen, Schädigungen der Halswirbelsäule, Netzhautablösungen und anderen Augenkrankheiten, Bluthochdruck, Herzbeschwerden und Schwangerschaft solltest du diese Asana nur nach Absprache mit einem Arzt oder Heilpraktiker üben.
Geistige Wirkung von Shirshasana
Viele Gehirnfunktionen, wie Gedächtnis, Konzentrationsvermögen, kreatives Denken, geistige Klarheit werden erhöht. Shirshasana entwickelt Mut, Konzentration, Willenskraft, Gleichgewicht und Koordination.
Energetische Wirkung von Shirshasana
Auf energetischer Ebene hilft der Kopfstand bei der Verbesserung von Apana, der Lebensenergie, die durch die unteren Teile des Rumpfes beeinflusst werden. Darunter fallen die Ausscheidungen, Sexualität und auch Kreativität. Er aktiviert die Sonnen- und Mondenergien im Sonnengeflecht und in der Stirn.
Besonders angesprochene Chakras in Shirshasana
- Ajna Chakra
- Sahasrara Chakra
Durchführung der Asana
Du begibst Dich als erstes in den Vierfüßlerstand. Aus dieser Position setzt Du die Unterarme schulterbreit auf dem Boden auf, faltest die Hände und formst so ein Körbchen für den Kopf. Achte darauf, dass Deine Unterarme von den Handgelenken bis zu den Ellenbögen fest mit dem Boden verwurzelt sind.
Nun kann die Krone des Kopfes auf den Boden gesetzt werden wobei der Hinterkopf in das Körbchen gelegt wird. Dann bringst du das Gesäß durch strecken der Beine nach oben und wanderst langsam mit den Füßen in Richtung Körper, bis das Becken fast über den Schultern steht. Du achtest darauf, dass das Gewicht nicht zu stark auf dem Kopf lastet, sondern dass Du möglichst viel Gewicht auf die Unterarme und Hände abgibst. Dies erreichst du, indem du dich aus den Schultern leicht nach oben drückst und die Schulterblätter zu den hinteren Rippen ziehst. Einsteiger üben diesem Schritt nun so lange, bis so viel Stabilität entsteht, dass die Beine fast von selbst nach oben kommen.
Wer weiter gehen möchte kann nun mit der nächsten Einatmung ein Bein nach dem anderen gebeugt heben und mit angewinkelten Beinen in der Luft ein Päckchen machen.
Dann langsam die Beine nach oben ausstrecken. Auf keinen Fall darfst du in diese Haltung hineinspringen. Übe immer ruhig und bedacht.
Nun atme gleichmäßig durch die Nase und halte deinen ganzen Körper aktiv, besonders die Körpermitte und achte darauf nicht in die Schultern einzusinken. Stelle Dir vor Du ziehst die Ellenbogen leicht auseinander. Dies öffnet die Schultern, aktiviert die großen Rückenmuskeln und verleiht Stabilität.
Drücke den Scheitel fest in den Boden, strecke die Füße zum Himmel und bekomme so ein Gefühl von geerdeter Leichtigkeit.
Lächeln nicht vergessen 😉
Um aus der Haltung heraus zukommen, gehst du alle Schritte rückwärts. Besonders wichtig ist es nach dem Kopfstand noch für kurze Zeit in der Position des Kindes zu verharren, damit das Blut zurück in den Körper fließen kann und dir nicht schwindelig wird.
Quellen:
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